Analfissur

Als Analfissur (lat. fissura = Riss, anus = After) bezeichnet man einen länglichen Riss in der Schleimhaut des Analkanals, die auch Anoderm (lat. anus = After, griech. derma = Haut) genannt wird. Der Analkanal bildet den Abschluss des Verdauungstrakts und ist etwa drei bis sechs Zentimeter lang. Eine Analfissur ist meist nicht länger als einen Zentimeter, kann dennoch starke, stechende Schmerzen verursachen, vor alle während des Stuhlgangs.

Symptome

Neben den schneidenden bis bohrenden Schmerzen, die während des Toilettengangs auftreten, aber auch danach noch über Stunden anhalten können, sind folgende Beschwerden möglich:

  • Blutung bzw. Blut auf dem Toilettenpapier
  • schleimige Rückstände durch die nässende Wunde

Bei einer chronischen Analfissur treten die Beschwerden meist nur schubweise auf. Vorübergehend tritt scheinbar eine Besserung ein. Vor allem mit veränderter Stuhlkonsistenz sind jedoch erneute Schmerzen möglich. Nicht nur bei der chronischen Analfissur, auch bei akuten Beschwerden beginnen die Betroffenen mitunter Angst vor dem Toilettengang zu entwickeln. In der Folge schränken sie die Nahrungsmittelaufnahme ein oder greifen zu Abführmitteln. Letzteres verstärkt die Beschwerden meist jedoch, da Abführmittel zu häufigerem Stuhlgang führen.

Formen und Ursachen

Allgemein wird zwischen der primären und der sekundären Analfissur unterschieden. Während die primäre Analfissur eine eigenständige Erkrankung darstellt, handelt es sich bei der sekundären Analfissur um eine Folgeerscheinung im Zuge einer Grunderkrankung.

Primäre Analfissur

Die primäre Analfissur wird wiederum in eine akute und eine chronische Analfissur eingeteilt. Von einer chronischen Analfissur spricht man, wenn der Heilungsprozess auch nach Wochen nicht eingesetzt hat. Wie genau eine primäre Analfissur entsteht, ist derzeit noch unklar. Verschiedene Faktoren scheinen jedoch eine Rolle zu spielen. Vor allem harter Stuhl gilt als Risikofaktor für einen Afterriss, aber auch andere Umstände wie etwa sexuelle Praktiken wie Analverkehr oder das Einführen von Gegenständen in den After können zur Analfissur führen. Daneben können Durchblutungsstörungen im Bereich des Afters zur Entstehung einer Analfissur beitragen. Neben Entzündungen des Enddarms kommen außerdem wahrscheinlich muskuläre Faktoren als Risikofaktor infrage. Experten sind sich jedoch uneins darüber, ob ein erhöhter Druck der Schließmuskeln tatsächlich ursächlich an der Analfissur beteiligt sind. Studien deuten darauf hin, dass es sich beim Hypertonus der Schließmuskeln eher um eine Folgeerscheinung des Afterrisses handelt.

Sekundäre Analfissur

Besteht eine Grunderkrankung wie etwa eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, eine Krebserkrankung oder eine Infektionskrankheit, kann dieser Umstand die Entstehung einer sogenannten sekundären Analfissur begünstigen. Einige Medikamente (z.B. Ergotamin, Isoretionin), sowie Chemotherapie gelten ebenfalls als Risikofaktoren.

Folgende Grunderkrankungen kommen beispielsweise als Risikofaktoren für eine sekundäre Analfissur infrage:

  • Morbus Crohn
  • Colitis ulcerosa
  • Zöliakie
  • Analkarzinom
  • Leukämie
  • Syphilis
  • Tuberkulose
  • HIV
  • Herpes simplex

Diagnose

Im Patientengespräch wird der Arzt die genauen Beschwerden erfragen. Die typischen Symptome wie stechende Schmerzen beim Absetzen des Stuhls, sowie Blut oder schmierige Rückstände im Stuhl oder auf dem Toilettenpapier lassen eine Analfissur vermuten. Um diese vorläufige Diagnose zu bestätigen, ist jedoch eine Untersuchung des Patienten vonnöten. Zunächst wird der äußere Analbereich untersucht. Der Arzt wird die Gesäßbacken vorsichtig spreizen und entdeckt dann meist bereits den schmerzenden Afterriss. Dieser verläuft häufig in Längsrichtung zum Steißbein hin, da diese Hautpartie besonders sensibel ist. Gibt das äußerliche Inspizieren keinen Aufschluss, muss der Arzt den After innen austasten. Eine Spiegelung der unteren Bereiche des Enddarms und der Analregion wird mit einem optischen Gerät durchgeführt. Die Proktoskopie, so wird der Vorgang in der medizinischen Fachsprache genannt, geschieht im Normalfall unter Lokalanästhesie, um dem Patienten unnötige Schmerzen zu ersparen. Vor der Untersuchung auf narbiges Gewebe, Fisteln und ähnliches wird dem Patienten ein Zäpfchen oder ein Einlauf zur Darmentleerung verabreicht, um so freien Blick auf das Gewebe zu erhalten.

Differentialdiagnose

Neben der Analfissur kommen andere Erkrankungen als Ursache für die Beschwerden infrage. Dazu zählen sogenannte Analrhagaden – oberflächliche Risse oder Schürfverletzungen des Anoderms, sowie Geschwüre im ersten Stadium von Syphilis. Wenn eine Analfissur deutlich hervortritt oder nach mehreren Wochen der Behandlung immer noch Beschwerden zu beobachten sind, wird eine Gewebeprobe entnommen und im Labor histologisch untersucht. Denn auch ein Analkarzinom kann ähnliche Beschwerden wie eine Analfissur hervorrufen.

Therapie

Kleine Verletzungen des Anoderms sind nicht selten und heilen meist von alleine ab. Ebben die Beschwerden einer akuten Analfissur nicht von alleine ab, bieten sich verschiedene Therapiemöglichkeiten an. Sie reichen von Salben, über Injektionen, bis hin zur Operation. Eine chronische Analfissur muss meist operativ behandelt werden.

Zunächst wird ein Afterriss meist mit Salben behandelt, die entweder den Wirkstoff Glyceroltrinitrat oder Isosorbiddinitrat beinhalten. Die Medikamente werden lokal aufgetragen und helfen, die Schließmuskeln zu entspannen und die Sauerstoffversorgung der Afterregion zu verbessern. Begleitend dazu oder als eigene Behandlungsmöglichkeit bieten sich sogenannte Analtampons an, die mit einem schmerzstillenden Medikament getränkt sind.

Neben nitrathaltigen Salben, die mitunter Kopfschmerzen als Nebenwirkungen hervorrufen können, gibt es Salben mit Calciumkanalblockern wie Nifedipin oder Diltiazem.

Wenn durch die Anwendung von Salben kein Behandlungserfolg erreicht wird, kann einmalig Botulinustoxin injeziert werden. Das Medikament lässt die Schließmuskeln erschlaffen und kann dadurch Erleichterung bringen. Jedoch ist die Therapiemöglichkeit nicht ohne unerwünschte Nebenwirkungen. Infektionen, Blutergüsse und vorrübergehend ungewollter Stuhlabsatz (Stuhlinkontinenz) sind möglich.

Chronische Analfissuren, sowie akute Analfissuren, bei denen alle genannten Möglichkeiten ohne Erfolg genutzt worden sind, werden schließlich operativ entfernt. Die dadurch entstehende Wunde wird für den Heilungsprozess offen gelassen und sollte von alleine verheilen. Dennoch kann es zu Wundheilungsstörungen und Entzündungen kommen. Vor allem direkt nach dem Eingriff sind Blutungen bzw. Nachblutungen nicht ausgeschlossen. Therapiebegleitend können Schmerzmittel verordnet werden.

Vorbeugende und unterstützende Maßnahmen durch den Patienten selbst

Da starkes Pressen während des Toilettengangs, sowie Verstopfung die Beschwerden häufig verschlimmern, sollten Patienten ihre Verdauung anregen und für geschmeidigen Stuhl sorgen. Vor allem die Aufnahme von genügend Flüssigkeit – mindestens zwei Liter am Tag – ist in diesem Zusammenhang wichtig. Eine ballaststoffreiche Ernährung, sowie sogenannte Quellmittel helfen, das Volumen des Darminhalts zu vergrößern. Sportliche Betätigung hilft, die Verdauung auf Trab zu bringen. Achten Sie außerdem auf regelmäßige Hygiene. Übertriebendes Reinigen und schäumende Substanzen sind im betroffenen Bereich jedoch zu vermeiden. Am besten nutzen Sie warmes Wasser ohne Zusätze für die Reinigung des Afterbereichs.

Von der Einnahme von Abführmittel (Laxantien) wird dringend abgeraten.

Aktualisiert am 13. Februar 2021