Adipositas

Die Adipositas wird auch als Fettleibigkeit oder als Fettsucht bezeichnet. Es wird zwischen der Androiden Adipositas und der Gynoiden Adipositas unterschieden. Erstere stellt ein männliches Fettverteilungsmuster dar, bei welchem die Betonung auf dem Abdomen, also auf dem Bauch, liegt. In Bezug auf dieses Fettverteilungsmuster spricht man auch von der zentralen Adipositas bzw. vom „Apfeltyp“.

Die Gynoide Adipositas stellt wiederum ein weibliches Fettverteilungsmuster dar, bei welchem die Betonung auf der Hüfte liegt. Sie wird auch als periphere Adipositas bzw. als „Birnentyp“ bezeichnet.

Bestimmung der Adipositas auf der Basis des BMI

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht man ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 von Fettleibigkeit. Die einzelnen Einteilungen des Körpermasse-Index lauten wie folgt:

BMI unter 18,5 = Untergewicht

BMI zwischen 18,5 und 24,9 = Normalgewicht

BMI zwischen 25 und 29,9 = Übergewicht

BMI ab 30 = Adipositas, Grad I

BMI-Wert ab 35 = Adipositas Grad II

BMI-Wert ab 40 = extreme Adipositas Grad III

Kritik am BMI zur Bestimmung von Adipositas

Der BMI wird häufig als geeignetes Mittel zur Bestimmung von Adipositas kritisiert: Der BMI, für dessen Berechnung man lediglich zwei Werte (Körpergewicht und Körpergröße) benötigt, ist zwar ein geeignetes Maß zur Abschätzung der allgemeinen Körperzusammensetzung. Jedoch lässt die Formel die Fettverteilung sowie die Muskelmasse außer Acht. Dabei sagt gerade die Fettverteilung viel über gesundheitliche Risiken aus. So ist z.B. Bauchfett im Bereich der Organe um ein Wesentliches gefährlicher für die Gesundheit als Fett am Oberschenkel.

Zudem würde selbst Wladimir Klitschko, sowie diverse andere Hochleistungssportler, laut BMI deutliches Übergewicht haben. Dieser verfügt jedoch über viel Muskelmasse, sodass der BMI in diesem Fall keinen geeigneten Wert zur Bestimmung des körperlichen Zustands darstellt.
Adipositas als Risiko für Krebs, Bluthochdruck und andere Erkrankungen

Die Adipositas gilt nicht als Erkrankung, sondern als eine chronische Gesundheitsstörung bzw. als ein körperlicher Zustand. Die Fettsucht und das Übergewicht gehören jedoch zu den häufigsten Ursachen für bedeutsame Folgeerkrankungen wie Krebs, Diabetes Typ II und Bluthochdruck. Hinzu kommen diverse orthopädische und psychische Leiden.

Am meisten verbreitet ist die chronische Gesundheitsstörung in den westlichen Industrieländern: Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung ist übergewichtig, etwa 20 Prozent gelten als adipös.

Hauptursache erhöhte Energiezufuhr

Ganz allgemein gefasst, ist eine zu hohe Energiezufuhr die Hauptursache für Adipositas und Übergewicht: Wenn der Körper mehr Energie (Kalorien) erhält als er verbraucht bzw. verbrauchen kann, steigt das Körpergewicht. In solch einem Fall spricht man von einer positiven Energiebilanz. Kann der Körper die Kohlenhydrate und Fette einer Mahlzeit nicht abbauen, werden die überschüssigen Fette in die Fettzellen eingelagert. Diese Fettzellen wachsen mit der Zunahme der Adipositas – ein Teufelskreislauf entsteht.

Hinzu kommt die Tatsache, dass bei steigendem Übergewicht die Anzahl sowie die Empfindlichkeit der Insulinrezeptoren abnehmen. Das führt u.a. dazu, dass die Fettzellen schlechter auf das Insulin, welches für die Kontrolle des Blutzuckerspiegels verantwortlich ist, ansprechen. Die Konsequenz: Der ansteigende Blutzucker kann nicht mehr ausreichend verwertet werden, was letztendlich dazu führt, dass das Hungergefühl wächst.

Weitere Ursachen: Hormone und mangelnde körperliche Betätigung

So wie die Nahrungsmenge haben auch bestimmte Hormone und die körperliche Betätigung entscheidenden Einfluss auf die Anzahl und die Größe der Fettzellen. Die Fettleibigkeit ist also multikausal. Weitere Entstehungsfaktoren sind:

  • Genetische Ursachen
  • Lebensstil (z.B. Fehlernährung)
  • Essstörungen
  • Medikamente
  • Endokrine (hormonelle) Erkrankungen
  • Sonstige Ursachen wie Schwangerschaft oder Immobilisierung

Körperliche und psychische Symptome

Die Fettsucht kann sich auf sämtliche Organsysteme auswirken und zu ausgeprägten Beschwerden und Folgeerkrankungen führen. Menschen mit Adipositas leiden nicht nur an körperlichen, sondern auch an psychischen Beschwerden, die durch Mobbing, Diskriminierung und Vorurteile bedingt werden.

Eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit und andere körperliche Symptome

Je gravierender und je länger die Adipositas besteht, desto stärker sind die körperlichen Beschwerden. Zu diesen zählt z.B. die eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit: Durch das Übergewicht werden sowohl die Muskeln und die Gelenke als auch das Herz-Kreislaufsystem stark beansprucht. So werden selbst kleine Belastungen zu einem anstrengendem Unterfangen. Der Grund hierfür liegt sowohl in der Gewichtslast als auch in der Tatsache, dass das Gewebe nur schwach durchblutet wird.

Die Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit kann sich in einer Kurzatmigkeit sowie in einer Atemnot manifestieren. Hierzu kommt es, da der erhöhte Sauerstoffbedarf nicht mehr von Lunge und Herz kompensiert werden kann – es entsteht ein Sauerstoffmangel im Blut sowie im Gewebe.

Aus dem Grund, dass selbst kleine körperliche Betätigungen als sehr anstrengend empfunden werden, neigen viele adipöse Menschen dazu, die körperliche Anstrengung zu meiden. Doch vor allem der Bewegungsmangel ist eine Ursache für Adipositas, sodass es in solch einem Fall zur weiteren Gewichtszunahme kommen kann.

Auch der Bewegungsapparat leidet unter der Adipositas

Wie bereits angedeutet, leidet auch der Bewegungsapparat stark unter der Fettleibigkeit. Durch das hohe Gewicht verschleißen die Gelenke vorzeitig – die Knorpelschicht wird nach und nach irreparabel zerstört (Arthrose). Diese Verschleißerscheinungen treten vor allem im Sprunggelenk sowie im Knie- und im Hüftgelenk auf. Zudem können die Bandscheiben vom Übergewicht betroffen sein – Adipositas wird häufig mit einem Bandscheibenvorfall in Verbindung gebracht.

Sodbrennen

Die vergrößerten Fettspeicher liegen häufig im Bauchraum (siehe Androide Adipositas). Diese drücken kontinuierlich auf die Verdauungsorgane wie den Magen. Hierdurch kann der saure Magensaft zurück in die Speiseröhre gedrängt werden, wodurch unangenehmes Sodbrennen entstehen kann.

Vermehrte Schweißbildung

Adipositas führt auch zur vermehrten Schweißbildung. Die Hauptgründe liegen zum einen in der vermehrten körperlichen Belastung und zum anderen in der schlechten Wärmeableitung über das Fettgewebe.

Erhöhte Cholesterinwerte führen zu Gallensteinen

Adipositas zählt zu den größten Risikofaktoren für die Entstehung von Gallensteinen. Das liegt u.a. an den hohen Cholesterinwerten im Blut. Wird das Cholesterin auskristallisiert, kann es zur Bildung von Gallensteinen kommen. Bei Cholesterinsteinen handelt es sich um die häufigste Gallensteinart in der westlichen Welt.

Gefahr Gichtanfall

Mit der Fettleibigkeit kann auch der Harnsäurespiegel im Blut ansteigen. Hat dieser Spiegel eine bestimmte Konzentration überschritten, kann es auch in solch einem Fall zur Auskristallisierung kommen. Diese Harnsäurekristalle lagern sich in den Gelenken ab, wo sie zu einer Entzündung und somit zu großen Schmerzen führen können. Diese Schmerzen sind unter dem Begriff Gichtanfall bekannt.

Krampfadern

Adipöse Menschen klagen häufig über Krampfadern. Hierbei handelt es sich um erweiterte oberflächliche Venen an den Beinen. Sehr ausgeprägte Krampfadern stellen ein hohes Risiko für Blutgerinnsel (Thrombosen) dar.

Das Schlafapnoe-Syndrom

Beim Schlafapnoe-Syndrom leidet der Betroffene während des Schlafs unter Atemaussetzern. Hierdurch wird die Qualität des Schlafs gemindert, sodass diese Leute oft sehr müde und unkonzentriert sind. Aufgrund des Schlafmangels kann sich der Organismus nicht ausreichend erholen, was letztendlich auch Auswirkungen auf die Psyche des Betroffenen hat.

Depressionen und andere psychische Probleme

Adipöse Menschen werden häufig diskriminiert. Einige Studien konnten zeigen, dass eine große Mehrheit der deutschen Bevölkerung die Gründe für Adipositas in der Bewegungsfaulheit und dem übermäßigen Essen der Betroffenen sehen. So gehen die meisten Menschen davon aus, dass die Adipositas selbst verschuldet sei. Diese Vorurteile können massiven Einfluss auf die Psyche des einzelnen Betroffenen haben, sodass es nicht selten vorkommt, dass sich Leute mit Adipositas stark zurückziehen.

Eine weitere Folge ist die Verstärkung des unkontrollierten Essverhaltens. Die Stigmatisierung durch andere Menschen kann bis zu schweren psychischen Störungen wie Angststörungen oder Depressionen führen. Vor allem Jugendliche und Kinder leiden unter der Ablehnung und der Isolation durch Gleichaltrige. Da diese Lebensphase ohnehin eine sensible Lebensphase ist, können nachhaltige psychische Störungen entstehen.

Die Diagnose von Adipositas

Menschen mit Übergewicht sollten den Hausarzt aufsuchen. Dieser führt zusammen mit dem Betroffenen ein Anamnesegespräch durch, in welchem diverse Fragen wie die folgenden besprochen werden:

  • Seit wann besteht das Übergewicht?
  • Steigt das Gewicht weiterhin?
  • Hatte der Betroffene schon einmal Gewichtsprobleme?
  • Bestehen körperliche Beschwerden wie Atemnot, Knie- oder Rückenschmerzen?
  • Treibt der Betroffene Sport?
  • Wie sieht die Ernährung aus?
  • Werden regelmäßig Medikamente eingenommen?
  • Haben andere Teile der Familie Probleme mit Übergewicht?

2. Schritt: Bestimmung des BMI

Darüber hinaus wird das Ausmaß der Adipositas durch den Body-Mass-Index bestimmt. Hierzu wird das Körpergewicht in das Verhältnis zur Körpergröße gesetzt. Die Formel für den BMI lautet: BMI = Gewicht [kg] / (Körpergröße [m])2.

Weitere Verfahren zur Diagnose

Neben diesen beiden Verfahren wird der Arzt zusätzlich Blut entnehmen. Dieses wird auf einen erhöhten Blutfettgehalt sowie auf einen erhöhten Cholesterinspiegel hin untersucht. Diese Werte sind bei Menschen mit Adipositas i.d.R. höher als bei Normalgewichtigen.

Sollte der Verdacht einer hormonbedingten Ursache für die Fettleibigkeit bestehen, wird das Blut auch in Bezug auf bestimmte Hormone untersucht. Treten Auffälligkeiten im Hormonhaushalt auf, kommt es häufig vor, dass der Arzt den Patienten an einen Endokrinologen überweist.

Zusätzliche Verfahren

Leidet der Patient an Kurzatmigkeit oder sogar an Atemnot, werden weitere kardiologische Untersuchungen durchgeführt. Hierdurch soll sichergestellt werden, dass diese Atemprobleme tatsächlich mit der Adipositas zusammenhängen und ihre Ursache nicht etwa in einer Herzerkrankung liegt. Für diese Untersuchung kommen vor allem ein Ultraschall des Herzens, ein Ruhe-EKG sowie ein Belastungs-EKG zum Einsatz.

Bei einem Verdacht auf Herzschwäche, einen Herzklappendefekt oder eine koronare Herzerkrankung kann zudem ein Herzkatheter gelegt werden.

Die Behandlung von Adipositas

Viele Menschen denken, die Behandlung der Adipositas sei mit der Gewichtsreduktion getan. Um die Fettleibigkeit langfristig unter Kontrolle zu bekommen, sind jedoch tiefgreifende Veränderungen der Ernährungs- und Lebensgewohnheiten notwendig.

Gewichtsreduktion und Normalisierung des Energiestoffwechsels

Um schwere Folgeerkrankungen abzuwenden, gilt es vor allem, das Gewicht zu reduzieren und den Energiestoffwechsel zu normalisieren. Die Veränderung des Lebensstils stellt viele Menschen vor eine große Herausforderung, sodass diese häufig auf professionelle Hilfe angewiesen sind. Es gilt, als aller erstes ein Bewusstsein für das Problem zu entwickeln sowie die Ursachen für die eigene Fettleibigkeit zu erkennen.

Um solche Verhaltensweisen und Muster aufzudecken, ist die Zusammenarbeit mit einem geschulten Therapeuten ratsam. Dieser kann dem Patienten Wege aufzeigen, wie man das gesundheitsschädliche Verhalten durch alternative, gesunde Verhaltensweisen ersetzt. Das theoretische Wissen wird eng mit der Praxis verknüpft. So lernen die Patienten in solch einer Therapie z.B. auf was beim Einkauf von Lebensmitteln geachtet werden sollte. Auch beinhalten solche Therapien Tipps zum abwechslungsreichen Kochen ohne viel Aufwand und Tricks, wie man Bewegung in seinen Alltag integriert.

Medikamentöse Behandlung

Es gibt verschiedene Medikamente, die zur Zügelung des Appetits entwickelt worden. Diese Medikamente werden Anorektika genannt. Sie sollen eine Gewichtsreduktion herbeiführen, indem entweder der Grundumsatz des Körpers stimuliert wird oder indem das Hungergefühl im Gehirn beeinflusst wird.

Eine medikamentöse Behandlung kann jedoch niemals die zugrundeliegenden Probleme beheben. Es wird lediglich die körperliche Folge, also die Fettleibigkeit an sich, therapiert. Menschen, die ihre Fettsucht medikamentös behandeln, laufen oft Gefahr, wieder an Gewicht zuzunehmen, sobald die Medikamente abgesetzt sind.

Alternative: Magenverkleinerung

Es besteht auch die Möglichkeit einer Magenverkleinerung. Diese führt zu einem schneller auftretenden Sättigungsgefühl, was letztendlich in einer verringerten Mahlzeitgröße endet.

Die beste Prävention: Ein gesunder Lebensstil

Die beste Methode zur Vorbeugung von Adipositas ist ein gesunder Lebensstil. Dieser umfasst das Einnehmen regelmäßiger Mahlzeiten, eine fettarme und bedarfsgerechte Ernährung sowie regelmäßige körperliche Betätigung. In Bezug auf die Ernährung sollte z.B. auf Fastfood, auf zuckerhaltige Lebensmittel sowie auf Alkohol verzichtet werden. Eine Alternative ist z.B. die mediterrane Küche.

Gewicht kontrollieren und frühzeitig reagieren

Die Behandlung der Fettleibigkeit wird mit zunehmender Ausprägung und Dauer immer schwieriger. Wer regelmäßig sein Gewicht kontrolliert, kann einer Gewichtszunahme frühzeitig gegensteuern. So läuft man erst gar nicht Gefahr, übergewichtig zu werden.
Der Adipositas mit kleinen Tricks gegensteuern

Menschen, deren Alltag – egal, ob privat oder beruflich – von Bewegungsmangel geprägt ist, haben häufig Probleme, ihr Gewicht zu halten. Grundsätzlich ist jede Art von Bewegung nützlich, um Adipositas vorzubeugen. Wer die meiste Zeit des Tages in seinem Büro sitzt, hat z.B. die Möglichkeit, seine Arbeitsgeräte wie das Smartphone oder den Drucker im Raum zu verteilen. So wird die sitzende Tätigkeit jedes Mal unterbrochen, wenn man eines der Geräte benötigt.

Auch auf dem Weg ins Büro hat der Betroffene bereits mehrere Möglichkeiten, seinen Bewegungsmangel zu kompensieren: Wer mit dem Auto nur fünf Minuten zur Arbeit braucht, sollte z.B. überlegen, stattdessen das Fahrrad zu benutzen. Und auch der Fahrstuhl oder die Rolltreppe können durchaus links liegen gelassen werden.

Wer am Ende eines langen Tages erschöpft nach Hause kommt, sollte sich dennoch überwinden, einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft zu machen. Der Körper wird überaus dankbar sein!

Aktualisiert am 13. Februar 2021