Achillodynie

Die Achillessehne stellt die stärkste Sehne des menschlichen Körpers dar. Und das ist kein Zufall. Schließlich trägt sie die gesamte Last unseres Körpers. Die Sehne verbindet die Ferse mit der Wadenmuskulatur. Gemeinsam mit dem Fuß- bzw. mit dem Sprunggelenk überträgt sie die beim Gehen und Laufen entstehenden Zugkräfte von der Wadenmuskulatur auf unsere Ferse.

Die größtmögliche Schädigung der Achillessehne ist der Achillessehnenriss, auch Achillessehnenruptur genannt. Im Falle einer Ruptur kommt es zu einem lauten Knall, der sich wie ein heftiger Schlag auf die Ferse anfühlt. Ein Achillessehnenriss taucht i.d.R. aber nicht völlig ohne Vorankündigung auf: Die belastungsbedingten Schmerzen in der Achillessehne werden Achillodynie genannt.

Die Achillodynie ist also ein Schmerzsyndrom in der Achillessehne. Neben dem berüchtigten Tennisellenbogen und dem Golferellenbogen gehört sie zur Gruppe der Insertionstendopathien: Die Achillodynie ist eine entzündliche Reaktion auf eine mechanische Schädigung des Sehnengewebes durch ein Mikrotrauma. Somit zählt sie zu den eher häufig auftretenden Verletzungen bzw. Erkrankungen. Die Gewebeveränderungen treten meist etwa zwei bis sechs cm über dem Ansatz am Fersenbein auf.

Anatomie der Fußknochen

Die Ursachen für eine Achillodynie

Vor allem Menschen im mittleren Alter zählen zu den Achillodynie Betroffenen. Diese können aufgrund von Lebensumständen oft nicht das gewünschte Maß an Sport betreiben. Wenn dann nach einer längeren Trainingspause plötzlich wieder regelmäßig Sport getrieben wird, kann das schnell zu einer Reizung der Achillessehne führen. Auch die zu schnelle Steigerung der Trainingsbelastung sowie eine generelle Überbelastung können zu einer derartigen Reizung führen.

Die Achillessehne ist vor allem für das Laufen und das Springen zuständig. Hierfür sind enorm große Zugkräfte nötig, welche durch die Achillessehne und das Sprunggelenk auf den Fuß übertragen werden. Dabei wird die Belastung der Sehne umso größer, je kräftiger und schneller die Bewegung ausgeführt wird. Gerade beim Sport und vor allem beim bergauf Laufen sind die Zugkräfte an der Achillessehne stark erhöht, weshalb solche Betätigungen als Hauptursache für die Achillodynie und den Achillessehnenriss gelten.

Die Symptome: Stechende, diffuse oder dumpfe Schmerzen

Zu den Hauptsymptomen einer Achillodynie zählen stechende, diffuse oder dumpfe Schmerzen im Achillessehnen-Bereich. Meistens treten diese Schmerzen direkt am Fersenbein-Ansatz auf. Ein Stichwort in dieser Hinsicht ist der Anlaufschmerz. Dieser bezeichnet die mit der Achillodynie verbundenen Schmerzen, die vor allem nach dem Aufstehen auftreten.

Zu den weiteren Symptomen zählen eine Verhärtung der unteren Wadenmuskulatur sowie ein Druckschmerz bei der Druckausübung auf die Achillessehne.

Ist die Achillodynie weit fortgeschritten, kommt es zu einer stark eingeschränkten Beweglichkeit des Sprunggelenks. Selten kommt es auch zu einer Überwärmung und zu einer Rötung des entzündeten Bereichs. Dauern die Beschwerden länger als sechs Monate an, spricht man von einer chronischen Achillodynie. In diesem Fall vernarbt sich das Gewebe, was durch das Ertasten von Knotenbildungen festgestellt werden kann.

Die Diagnose – so stellt man eine Achillodynie fest

Mit der Achillodynie geht häufig eine Verdickung der Achillessehne oberhalb des Fersenbeins einher. Diese Verdickung kann sich verstärken, wenn das Entzündungsgeschehen zu einer Einlagerung von Kalk oder Bindegewebe in die Sehne führt. Die Achillessehne kann sich dann zusätzlich verkürzen.

Der behandelnde Arzt grenzt die Achillodynie mit Hilfe von Ultraschall, Kernspintomographie oder Röntgenuntersuchungen von ihren Differentialdiagnosen ab. Diese Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen sind die folgenden:

  • Knochenerkrankungen
  • Arthritiden des Sprunggelenks
  • Paratendinitis
  • Fersensporn
  • Haglund-Deformität
  • Apophysitis calcanei

Die Behandlung: Zu aller erst muss der Trainingsumfang stark reduziert werden

Der oder die Betroffene muss die sportliche Belastung stark vermindern. Vor allem Sprints und Bergläufe sind zu vermeiden. Der Sportler hat aber durchaus die Möglichkeit, andere Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren auszuüben. Es gilt, plötzliche Belastungserhöhungen zu unterlassen.

Zusätzlich kann die Achillessehne durch eine Erhöhung des Absatzes entlastet werden. Zugleich sollte auf das Barfußgehen und auf Schuhe mit flachem Absatz verzichtet werden.

Konservative Möglichkeiten der Behandlung

Hat der behandelnde Arzt eine Achillodynie festgestellt, kann diese i.d.R. konservativ, d.h. ohne Operation, behandelt werden. Hierfür gibt es mehrere Ansätze, woraus der Mediziner die auf den Patienten zugeschnittene(n) Möglichkeit(en) wählt:

  • Entzündungshemmende Schmerzmittel in Form von Salben oder Tabletten
  • Lockerung des Gewebes und Förderung der Durchblutung durch Ultraschalltherapien
  • Förderung der Durchblutung im Knöchel und im Unterschenkel durch Gleichstrom
  • Bandage zur lokalen Druckmassage und zur Entlastung
  • Reduzierung der Entzündung durch Kühlung
  • Dehnen der Wadenmuskulatur, um die Spannung auf der Achillessehne zu vermindern und um diese somit zu entlasten
  • Lokale mechanische Entlastung durch Kinesiotaping
  • Das sorgt zudem für eine bessere Durchblutung des Gewebes und trägt zur Regeneration bei
  • Spezielle Schuheinlagen zur Korrektur der Fersenstellung
  • Wiederherstellung eines gesunden Bewegungsablaufs durch physiotherapeutische Übungen

Die Operation einer Achillodynie

In Bezug auf die Operation der Achillessehne gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten. Die erste besteht darin, die verdickten und entzündeten Anteile des Bindegewebes und der Schleimbeutel zu entfernen.

Sind bereits Teilrisse an der Achillessehne aufgetreten, besteht eine andere Möglichkeit darin, die Sehne entweder durch eine Achillessehnenplastik zu verstärken oder sie zu nähen. Zur Verstärkung der Achillessehne kann körpereigenes Material verwendet werden. In diesem Fall wird dem Patienten Gewebe aus der Wadenmuskulatur entnommen, um dieses an der entsprechenden Stelle zu verpflanzen. Es können auch synthetische, körperfremde Transplantate verwendet werden. Hierbei besteht allerdings immer ein gewisses Risiko, dass der Körper das Transplantat abstößt.

So oder so muss eine Ruhigstellung erfolgen

Sowohl nach einer konservativen als auch nach einer operativen Behandlung bedarf es der Ruhigstellung durch eine Beinschiene. Diese erzwingt eine Spitzfuß-Stellung mit hohem Absatz. Je nach Ausmaß der Erkrankung erfolgt die Ruhigstellung für vier bis acht Wochen. In diesem Zeitfenster kann die Belastung stetig aber langsam gesteigert werden.

Im Falle einer Ruptur muss die Schiene mindestens acht Wochen lang getragen werden. Anschließend gilt es, die Sehnenbelastung für weitere drei Monate in einem geringen Maß zu halten.

Bei einer frühzeitigen Erkennung und Behandlung der Achillodynie kann diese innerhalb von sieben bis 10 Tagen ausheilen.

Die Vorbeugung von belastungsbedingten Schmerzen in der Achillessehne

Einer Achillodynie kann nur bedingt vorgebeugt werden. Ein guter Anfang ist damit getan, wenn man sich vor der sportlichen Belastung ausreichend aufwärmt. Hierdurch wird die Achillessehne optimal auf die anstehende Beanspruchung vorbereitet. Zu beachten gilt, dass eine Dehnung der Achillessehne sowie des gesamten Bewegungsapparats nicht im kalten Zustand durchgeführt werden darf! Das bedeutet letztendlich: Vor dem Training aufwärmen, nach dem Training dehnen.

Als Voraussetzung für die uneingeschränkte Leistungsfähigkeit der Achillessehne gilt eine kräftige und flexible Wadenmuskulatur. Um diese Muskulatur zu stärken, gibt es einige Übungen, die im besten Fall täglich durchgeführt werden. Eine Studie in Schweden zeigte, dass 15 Läufer, die an einer chronischen Achillodynie litten, nach einem 12-wöchigen Kräftigungsprogramm für die Wadenmuskulatur wieder schmerzfrei trainieren konnten.

Vorbeugung der Achillodynie – Übung für die Wadenmuskulatur

  1. Mit den Zehen auf einen Stufenrand stellen und die Fersen mit der Kraft des gesunden Beins anheben.
  2. Das Gewicht vorsichtig auf das verletzte Bein verlagern. Allmählich die Fersen senken. Knie bleiben durchgedrückt (nicht ganz!). Diese Dehnposition etwa 30 Sekunden lang halten. Anschließend das Bein wechseln.
  3. Mit der Kraft des gesunden Beins wieder in den Zehenstand. Das Knie des schmerzenden Beins beugen und langsam die Ferse desselben Beins senken. Die Dehnung sollte im unteren Bereich der Wadenmuskulatur spürbar sein.
  4. Es gilt, drei Serien mit je 15 Wiederholungen durchzuführen. Nach einigen Tagen können zusätzliche Gewichte zur Übungsausführung genutzt werden. Optimale Ergebnisse erzielt man bei einem zweifachen täglichen Training über 12 Wochen.

Dabei sind Muskelschmerzen in den ersten Tagen bzw. in der ersten Woche völlig normal. Sollte die Übung zu Beginn als zu hart empfunden werden, kann die Achillessehne auf die Übung vorbereitet werden, indem man sich etwa zehn Sekunden lang und mehrmals am Tag auf die Zehenspitzen stellt. Zur vorbereitenden Kräftigung bleibt man auf dem betroffenen Bein im Einbeinstand und senkt und hebt die Ferse an der Treppenstufe.

Ganz wichtig: Die Knie sollten stets leicht nach außen zeigen, sodass die Beinachse gerade ist. Die Knie sind zu keiner Zeit komplett durchgestreckt! Der Oberkörper bleibt gerade.

Weitere Möglichkeiten zur Vorbeugung

Für die Damenwelt gilt: Im Falle einer Achillodynie müssen die High Heels als auch die Flip-Flops im Schuhschrank gelassen werden. Mit dem Tragen solcher Schuhe würde man die Symptome nur noch verstärken. Darüber hinaus kann eine Analyse zur Optimierung des Laufstils Wunder in Bezug auf die Vorbeugung einer Achillodynie bewirken.

Und auch in Bezug auf die Laufschuhe gibt es ein paar nützliche Hinweise. So ist eine Erhöhung des Fersenpolsters keinesfalls ein Patentrezept zur Vorbeugung der Achillodynie. Auch, wenn derartige Fußpolsterungen gerne verschrieben werden, stellen diese höchstens beim akuten Auftreten einer Achillodynie ein probates Mittel dar. Ähnlich verhält es sich mit diversen anderen Einlagen.

Was ein Laufschuh gar nicht machen darf, ist, die Stützarbeit und die Dämpfung des Fußes völlig zu übernehmen. Hierdurch verliert der Fuß seine Eigendynamik, wodurch er anfälliger für sämtliche Beschwerden wird.

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Aktualisiert am 13. Februar 2021